Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Simon Wolfer (*1980), Mitte-Politiker aus Weinfelden.
Zivilstand: verheiratet
Ausbildung/Beruf: Dr. iur., Rechtsanwalt und Mediator SAV
Partei und Funktion: Die Mitte; Mitglied Grosser Rat Thurgau und Stadtparlament Weinfelden
In der Partei seit: 2015
Hobbies: Sport, Natur, Freunde
Hatten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der Sie heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?
Ich habe von 2003 bis 2015 für die unabhängige Gruppierung jung&aktiv im Stadtparlament Weinfelden politisiert. Mit 35 Jahren bin ich der Mitte (damalige CVP) beigetreten.
Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?
Ich habe mich seit meiner Jugend für gesellschaftliche und politische Fragen interessiert. Weil ich mich als junger Erwachsener noch nicht binden wollte, habe ich anfänglich für die parteiunabhängige Gruppierung jung&aktiv politisiert. So bin ich «sanft» und ohne parteipolitisches Korsett zur Politik gekommen. Heute engagiere ich mich in der Partei Die Mitte. Mich motiviert der politische Austausch in der Partei. Die politische Meinungsbildung in den Parteien sehe ich als ein zentrales Element unserer Politik.
Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?
Note 5.5.
Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?
Die Mitte empfinde ich wie eine Familie am Mittagstisch. Verschiedenste Personen finden zusammen, diskutieren kontrovers und hören einander zu. Alle streben nach tragfähigen Lösungen für alle. Die Mitte ist für mich ein Abbild der Gesellschaft, was dazu führt, dass die Partei gegen aussen ein bunt gemischtes Bild abgibt. Das macht die Partei und ihre Inhalte gerade für neue Wählerinnen und Wähler nicht leicht fassbar. Daran müssen wir arbeiten.
Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Zentral ist für mich der Zusammenhalt der Gesellschaft und eine intakte Umwelt. Das gelingt, wenn sich der Einzelne möglichst frei entfalten kann, Wirtschaft und Staatsfinanzen gesund sind, Bedürftige unterstützt werden und zur Umwelt Sorge getragen wird. Nach diesen Grundsätzen handle und entscheide ich als Parlamentarier.
Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?
Ich kandidiere im November 2022 für das frei werdende Stadtpräsidium in Weinfelden. Diese Aufgabe zu übernehmen, würde mich sehr reizen.
Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?
Ich bin nicht der Typ der grossen Worte und Extrempositionen. Für mich steht, auch in Debatten, die Lösung und das Realisierbare im Vordergrund.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?
Falsch liegen fühlt sich im ersten Augenblick unangenehm an. In solchen Situationen hilft mir der Gedanke, dass nichts in Stein gemeisselt ist. Dazu gehört auch, eigene Positionen und Ansichten kritisch zu überdenken und Fehler einzugestehen.
Möchten Sie eine neue Bekanntschaft in erster Linie von Ihren Qualitäten oder von Ihrer politischen Stossrichtung überzeugen?
Gewöhnlich will ich mich einer neuen Bekanntschaft als Mensch zeigen.
Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?
Als Jurist habe ich Mühe mit Ausweitungen der Bundesverfassung, die primär Symbolcharakter haben, die zugrundeliegenden Probleme aber nicht wirklich lösen. Als Beispiel kommt mir das Minarettverbot in den Sinn.
Welche drei Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?
Die Forcierung kantonaler und kommunaler Lösungen mit Blick auf die Klimaziele und die drohende Energieknappheit steht bei mir inhaltlich an oberster Stelle. Weiter stehe ich mitten in den Vorbereitungen für die Stadtpräsidiumswahlen, und als Präsident der Mitte-Bezirkspartei gleise ich die kantonalen Wahlen 2024 auf.
Und welche drei Punkte stehen auf der privaten Liste?
In Zeiten des Wahlkampfes versuche ich die eher knappe Freizeit möglichst mit meiner Familie zu verbringen, mich mit Sport fit zu halten und zwischendurch mal raus in die Natur zu gehen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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