Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Benjamin Auer (*2000), GLP-Politiker aus Oberschan.
Zivilstand: Ledig
Ausbildung/Beruf: Projektleiter in einer Softwarefirma, Student an der ISME Sargans
Partei und Funktion: Vorstand jGLP SG und Vizepräsident GLP Wahlkreis Werdenberg
In der Partei seit: 2019
Hobbies: Theater, Literatur, Snowboarden, Windsurfen
Hätten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der sich heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?
Ich hätte mir anfänglich auch einen Beitritt in die FDP vorstellen können. Nachdem diese Partei jedoch keinerlei Lösungen für das prägende Problem meiner Generation, der Klimakrise, anbietet, habe ich mich für die Grünliberalen entschieden. Seither gibt es auch einige andere Themen, die mir gezeigt haben, in der absolut richtigen Partei zu sein.
Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?
Schon in meiner Primarschulzeit begann ich mich für Politik zu interessieren. Mit meinem Vater diskutierte ich bereits in diesem Alter über die Abstimmungsunterlagen und ich war es, der schlussendlich entscheiden durfte, da wir beide sowieso für eine Senkung des Stimmrechtsalters waren. Zum Glück waren wir meistens gleicher Meinung… (lacht). Die direkte Demokratie bietet eine einzigartige Chance, sich an der Zukunft des Landes zu beteiligen, und ich sehe es als meine Bürgerpflicht, diese Chance zu nutzen.
Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?
Das wäre dann aktuell eine 5.
Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?
Wer die Ergebnisse der kantonalen Wahlen der letzten Jahre betrachtet, sieht, dass wir eindeutig auf dem richtigen Weg sind. Und dennoch besteht, vor allem was die Professionalisierung der Partei angeht, noch Luft nach oben. Auch die finanziellen Möglichkeiten sind noch weit entfernt von denjenigen anderer Parteien.
Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Der Nachhaltigkeitsgedanke steht für mich an erster Stelle. Dieser bezieht sich jedoch nicht nur auf die Natur, sondern auch auf die Wirtschaft, die unseren Wohlstand finanziert. Die heutige Politik bestimmt das Leben zukünftiger Generation, und es ist für mich völlig absurd, wie gewisse Politiker stattdessen in Wahlperioden denken. Zudem liegen mir auch die Digitalisierung sowie die Weiterentwicklung der Demokratie durch E-Collecting, Stimmrechtsalter 16 und Proporz-System beim Ständemehr am Herzen.
Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?
Bundesrat natürlich (lacht) Aber im Ernst, ich würde mich freuen, den Wahlkreis Werdenberg in der nächsten Amtsperiode im Kantonsrat vertreten zu dürfen. Dann sehen wir weiter.
Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?
Auch wenn ich grosse Freude an der Debatte habe und diese zuweilen auch als Sport betrachte, sind mir als Mitglied der jGLP Extrempositionen fremd. In einer komplizierten Welt ist das Denken in schwarz-weissen Extrempositionen fehl am Platz.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?
Das ist für mich kein Problem. Ich finde es sogar besonders wichtig, die eigenen Ideen und Weltanschauungen immer wieder mit anderen zu vergleichen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Wichtig ist es doch, gemeinsam unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln, da wäre es völlig falsch, aus persönlichen Befindlichkeiten auf schlechten oder veralteten Ideen zu beharren.
Stichwort «Diversität»: Gibt es einen Film, den Sie mögen, obwohl er bei dieser Thematik gegen einige Grundsätze verstösst?
Hier gibt es einige, als erstes fällt mir zum Beispiel die «James Bond»-Reihe ein. Ich finde es absolut unnötig, alte Klassiker nun auf «diversere» Weise neu zu verfilmen. Stattdessen sollten lieber neue Geschichten entwickelt werden, die die moderne Lebensrealität abbilden.
Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?
Da denke ich als erstes an den katastrophalen Verhandlungsabbruch beim Rahmenabkommen mit der EU, die rückständige Masseneinwanderungsinitiative oder natürlich das CO2-Gesetz. Diese drei Fehlentscheide haben die Schweizer Politik um Jahre zurückversetzt und werden uns leider noch einige Zeit beschäftigen.
Welche drei Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?
Kostenwahrheit bei Verkehr, Nahrung und Konsum
Digitalisierung des Staatsapparats
Einbindung in den europäischen Wirtschafts - & Wissenschaftsraum
Und welche drei Punkte stehen auf der privaten Liste?
Als erstes das erfolgreiche Bestehen meiner Maturitätsprüfungen an der ISME. Anschliessend das berufsbegleitende Studium an der Universität St. Gallen.
Aber zuerst benötige ich ein paar Tage Urlaub…
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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