Wer lernt heute noch einen landwirtschaftlichen Beruf? Und wie zeitgemäss ist die Ausbildung eigentlich noch? Martin Willi, Bereichsleiter für die Landwirtausbildung am Berufs- und Weiterbildungszentrum Salez, gibt einen Einblick.
Martin Willi, wie gefragt ist der Beruf des Landwirts in der heutigen Zeit überhaupt noch?
Die Nachfrage ist in den letzten Jahren stets gestiegen. Dies betrifft alle möglichen Ausbildungsgänge zum Landwirt EFZ.
Wie erklären Sie sich den Anstieg?
Eine definitive Erklärung haben wir nicht. Es ist möglich, dass es mit Corona und den verschiedenen Landwirtschaftsinitiativen zu tun hat.
Welche Vorstellungen haben die Lehrlinge vom Beruf?
Wir empfehlen den Ausbildungsbetrieben, eine mindestens dreitägige Schnupperlehre mit jedem Interessenten für die Lehrstelle durchzuführen. Somit erhalten diese Einblick in die verschiedenen Tätigkeiten des Berufs. Die meisten Lernenden sind sich der Breite des Berufsfelds Landwirtschaft mit Tierhaltung, Pflanzenbau, Landtechnik und Betriebswirtschaft sehr wohl bewusst.
Welche Lehrlinge wählen den Beruf? Sind es meist solche, die den elterlichen Betrieb übernehmen wollen?
In der Mehrheit sind es Lernende, die in der näheren Verwandtschaft einen Landwirtschaftsbetrieb haben. Diese Mehrheit ist allerdings kleiner als früher.
Wie hat sich die Ausbildung über all die Jahre verändert und entwickelt?
Die Ausbildung passt sich laufend den gesetzlichen Massstäben und gesellschaftlichen Bedürfnissen an. Durch die Berater-Lehrer-Kombination beispielsweise am Rheinhof stellen wir sicher, dass Unterrichtsinhalte stets aktuell sind.
Mit Blick auf die nächsten Jahre: Wie wird sich die Ausbildung weiterentwickeln?
Im Moment werden die Bildungsverordnung und der Bildungsplan überarbeitet. Da finden die aktuellen Themen der Gesellschaft wie Nachhaltigkeit, Klimawandel und Regeneration ihren Platz. Weiter wird der Spezialisierung innerhalb des Berufs mehr Rechnung getragen. So wird eine zukünftige Landwirtin EFZ aus einigen Vertiefungen auswählen können und sich speziell ausbilden lassen. Das hat es bisher nur in beschränktem Rahmen gegeben.
Wie sieht es bei den Lehrpersonen aus? Gibt es auch hier einen Mangel an Fachpersonen, die unterrichten?
Wir haben auf ausgeschriebene Stellen nicht mehr die Anzahl Bewerbungen wie vor fünf oder zehn Jahren. Glücklicherweise konnten wir aber alle Stellen mit gut qualifiziertem Personal besetzen. Ein Stück weit sind wir auch selber für unseren Nachwuchs verantwortlich, indem wir junge Absolventinnen und Absolventen für ein Agronomiestudium begeistern.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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