Die unerwartete Konkurrenz hat den Herisauer Gemeindepräsidenten Renzo Andreani getroffen. Das zeigte sich an einem Podium.
Klammheimlich mausern sich die kommunalen Wahlen in Herisau vom 17. März 2019 zu einer Show, die über das Dorf hinaus Beachtung findet. Verantwortlich dafür: Der Kandidat, mit dem keiner gerechnet hatte. Der Herisauer Verwaltungsangestellte Kurt Geser (parteilos) will Amtsinhaber Renzo Andreani (SVP) vom Thron stossen - seinen faktischen Vorgesetzten.
Das Magazin «de Herisauer» liess die beiden Kandidaten aufeinander prallen an einem Podium, das auch aufgezeichnet wurde und hier nachgeschaut werden kann. Rund 200 Besucher kamen zum Anlass, der kleinere Teil wohl aufgrund des ersten Teils, in dem die Gemeinderatskandidaten diskutierten.
Es war die Paarung Andreani / Geser, die viel Volk anzog. Die beiden gingen anständig miteinander um, und allzu viel Neues erfuhr man nicht. Geser bleibt schwer einzuordnen, auch wenn er sich selbst offenbar im grünliberalen Segment sieht. Er sprach viel von Kommunikation und dem Einbezug der Bürger, wie das konkret geschehen soll, blieb aber unklar.
Renzo Andreani wiederum war anzusehen, dass er diese Situation nicht gesucht hat. Die Gegenkandidatur im buchstäblich letzten Moment, und das quasi aus den eigenen Reihen, hat ihn auf dem falschen Fuss erwischt. Er war am Podium Demokrat genug, um Geser nicht etwa das Recht abzusprechen, anzutreten.
Er liess aber durchblicken, dass ihn das konkrete Vorgehen befremdet. Als er zum ersten Mal als Gemeindepräsident antrat, so Andreani, hätten er und sein damaliger Gegenkandidat Ueli Strauss (FDP) mehrere Monate Zeit gehabt, sich zu präsentieren. Entsprechend hätten sich auch Parteien und Verbände ein seriöses Bild machen können. Diese Zeit fehle bei dieser Wahl, so Andreani sinngemäss.
Das damalige Verfahren beurteile er als «fair», so der Herisauer Gemeindepräsident. Er unterliess es, auszusprechen, was er vom aktuellen Verfahren hält.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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