Auch nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft sind noch viele Fragen rund um Pierin Vincenz offen. Für zusätzliche sorgen die Medien.
Was die ihm zur Last gelegten Delikte angeht, ist weiterhin alles, was gesagt und geschrieben wird, reine Spekulation. Hier lieg der Ball bei Staatsanwälten und Rechtsanwälten. Zu reden gaben in den letzten Wochen daher vor allem die Bedingungen der langen Untersuchungshaft, die Ex-Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz absolvieren musste. Und da herrscht muntere Verwirrung,
Der «Blick», der von Vincenz und seinen Beratern offenbar als offizielles Sprachrohr auserkoren wurde und der die Entlassung aus der U-Haft als erster vermeldete, zeichnet weiter ein düsteres Bild. Unverdrossen ist dort auch nach der Entlassung die Rede von 23 Stunden allein in einer Einzelzelle, keine Beschäftigungsmöglichkeiten, keinerlei Zugang zu Medien.
Andere Medien wie die «Luzerner Zeitung» zitieren hingegen Behördenmitglieder, die ein ganz anderes Bild wiedergeben. So soll Vincenz fünf Stunden täglich Gelegenheit gehabt haben, einer Arbeit nachzugehen. Und er sei im Gruppenvollzug gewesen, sprich: Zwischen dem Morgen- und dem Abendessen war die Zellentür offen, der Ex-Banker konnte sich in einem Gruppenraum aufhalten und mit anderen Häftlingen sprechen. Und zu guter Letzt seien die Einzelzellen nicht zehn, sondern zwölf Quadratmeter gross - was die Sache zugegebenermassen auch nicht besser macht.
Und was die tägliche Unterhaltung geht: Pierin Vincenz konnte für einen Franken pro Tag einen Fernseher mieten und so unter anderem sehen, was über seinen Fall berichtet wird. Das macht die Sache auch nicht besser, entspricht aber kaum dem totalen Kommunikationsverbot, wie es der «Blick» zeichnete.
Das Thema, so ist anzunehmen, wird uns weiter auf Trab halten.
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