Museen ja, Zoos leider nein: Der Bundesrat gab bekannt, dass Museen ab 11. Mai wieder eröffnen dürfen. Zoos hingegen können Besucher erst im Juni wieder willkommen heissen. Dieser Entscheid stellt die Tieranlagen auch in der Ostschweiz vor grosse Probleme.
«Für mich lag es auf der Hand, dass wir gleichzeitig mit den Museen wieder eröffnen dürfen», sagt die Direktorin des Walter Zoos in Gossau, Karin Federer. Sie war gerade unterwegs, als sie die Meldung im Radio hörte, dass ab 11. Mai die Museen ihre Türen wieder öffnen dürfen. Als sie jedoch zurückkehrte und die langen Gesichter der Mitarbeiter im Zoo sah, war ihr so einiges klar. Da die Zoos bisher mit den Museen gleichgesetzt waren, was die Entscheidungen des Bundesrats bezüglich der Öffnungszeiten betraf, habe man angenommen, dass dies nun auch wieder der Fall war. Falsch gedacht. Die Zoos in der Schweiz müssen noch bis 8. Juni geschlossen bleiben. In einer gemeinsamen Mitteilung der Schweizer Zoos ist deshalb die Rede von einem «völlig unverständlichen und nicht nachvollziehbaren Entscheid» seitens des Bundesrats.
Dieser trifft auch den Ostschweizer Walter Zoo hart. So weit wie möglich wurde der Betrieb heruntergefahren, die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Dennoch belaufen sich die täglichen Ausgaben auf 11'000 Franken. Zusätzlich müssten in der Frühlingszeit wichtige Reserven für den besucherarmen Winter geschaffen werden. «Die ausfallenden Erträge belaufen sich bis im Juni auf 1.2 Millionen Franken», fasst es Federer zusammen. Museen erhalten eine Finanzierungshilfe, Zoos hingegen sind bisher leer ausgegangen. «Es ist frustrierend – auch deshalb, weil wir durch die Tiere und das Futter viel höhere Fixkosten haben», so Federer. So oder so lasse sich das finanzielle Loch nicht mehr stopfen, es drohen harte Zeiten, wenn der nächste Winter anstehe.
Bisher jedoch habe man sich zurückgehalten, was die Kommunikation über die Entscheidungen des Bundesrats anbelange. Schliesslich seien diese sehr schwierig zu treffen, viele Leute davon betroffen. «Aber jetzt erreicht es eine Dynamik, die für uns nicht mehr nachvollziehbar ist», so Federer. Derzeit sei man mit verschiedenen Behörden in Kontakt, um mögliche Unterstützungsgelder zu beantragen. Eine Intervention beim Bundesrat sei aber aussichtslos – am Entscheid wird es nichts zu rütteln geben, das ist auch den Verantwortlichen der Schweizer Zoos bewusst.
Dennoch gäbe es auch kleine Lichtblicke in der ansonsten sehr schwarzen Zeit. «Es ist unglaublich schön, wenn wir sehen, wie viele Privatpersonen, das Gewerbe, Stiftungen und unser Gönnerverein uns mit verschiedensten Aktionen und Geldspenden unterstützen», sagt Federer. Als Beispiele nennt sie Zopfaktionen oder Shirt-Verkäufe, deren Erträge dem Walter Zoo zugute kommen. Es werden Gutscheine verkauft oder Tierpatenschaften übernommen, um den Zoo zu unterstützen. «Es zeigt uns, welche Verankerung unser Zoo in der Region hat», so Federer. Die Solidarität gäbe ihnen Mut, auch wenn es natürlich – finanziell gesehen – nur ein Tropfen auf den heissen Stein sei. Wichtig sei, dass es den Tieren weiterhin gut gehe. Federer betont: «Und an dieser Stelle darf es keine Einschränkungen geben.»
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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