Für kurze Zeit habe sogar ich Clubs, Discos und Bars vermisst. Aber eben nur für kurze Zeit. Denn man merkt sehr rasch, wie sich gewisse unsinnige Gewohnheiten bereits wieder in den Alltag schleichen.
Ja, ja, ich weiss… Mittlerweile ist mir glasklar, dass die Pandemie hier in Spanien ganz anders gehandhabt und empfunden wurde, wie in der Schweiz. Das habe ich ja auch schon in meinen vorgängigen Kolumnen geschildert.
Ich für meinen Teil bin aber nun soweit, dass ich ganz komische «cravings» (Gelüste) entwickelt habe.
Normalerweise sagen mir Clubs, Discos und Bars nicht wirklich viel. Aber schon bei den minimalsten Elektroklängen, die mir auf dem, auch auf Mallorca ausgestrahlten «Ibiza Radio» entgegenschallen – wenn ich denn einmal wieder vorbeizappe – kann ich es kaum erwarten, dass die Beachclubs hier auf der Insel wieder ihre Pforten öffnen und man überteuerte Cabanas mieten kann, um dort dann abgestandenes, warmes Obst und ebensolchen Schampus zwischen all den – sich instagrammenden – Touristen serviert zu bekommen.
Nach einem, ach, was sage ich, nach einem halben Tag habe ich dann wieder genug für die gesamte Saison, weil dieses «Sehen und Gesehen-werden» einfach nur nervt und enorm unangenehm ist.
Die Orte sind meist super schön, aber die Menschen, die sich dort tummeln sind genau die gleichen, die ich nachts um 2 Uhr in einem Club nicht mehr aushalte…
Noch mehr freue ich mich tatsächlich auf die abendlichen Pa‘amb Olis (Mallorquinische Brotzeit) mit Freunden.
Gute Vibes, ungezwungen und entspannt – auch wenn deine Hose «Javel Wasser»-Flecken vom ständigen Desinfizieren des Gemüses hat.
Mitbringen: Dessert (eine Melone...) und gute Laune. Das Handy kann getrost Zuhause bleiben, denn «instagrammable» ist hier ausser der angeschnittenen Tomaten (yummy) eigentlich nichts. Man kommt hier vorbei, um den Moment zu zelebrieren und seine Freunde zu treffen. Die Menschen, mit denen man es teilen wollte, sind ja dann – logischerweise – sowieso ebenfalls da.
Und einmal ganz ehrlich, man würde schon sehr deppert dastehen, wenn man in so einer kleinen Gesellschaft die ganze Zeit Fotos vom Essen und Selfies von sich machen würde, um sie sogleich zu posten. Meine Meinung.
Ganz nach Max Raabe: Der perfekte Moment wird heut (hier eben virtuell) verpennt.
Dann noch Inselnews:
Seit vergangener Woche ist nun die Ausgangssperre aufgehoben, was lautstark und mit grosser Personenanzahl an der Playa de Palma über mehrere Nächte gefeiert wurde. Man hat es bestimmt auch in anderen Medien gelesen.
Zurück zu Krawall und Remmidemmi, das wird sich in den kommenden Monaten zeigen…
So long, y viva España
Die St.Gallerin Anna Lena Horber bildet zusammen mit Rico Horber die Musikgruppe Anna Lux. Vor einigen Jahren folgten die beiden einem Impuls und wanderten nach Mallorca aus.
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