Für die einen sind E-Scooter eine Art Heilsbringer gegen den Verkehrskollaps, für die anderen völliger Unsinn. Klein, wendig und umweltfreundlich sollen sie die Städte entlasten – so das Kalkül.
Jede Stadt, die etwas auf sich hält, bietet heute einen Mietservice für E-Scooter an. Betrieben durch ein externen Sharing-Partner oder durch die Kommune selbst, können die hypen Flitzer bequem per App gebucht werden. Die Dinger vermehren sich auf städtisches Territorium wie Unkraut in den Vorgärten. Sich cool auf einem E-Scooter fortzubewegen, ist Lifestyle – naja, das ist Geschmackssache.
Ich finde es einfach peinlich, wenn sich Leute in Businessanzügen auf diese Art den Weg durch die Fussgängermassen bahnen. Auf das Risiko hin, dass ich mich mit meiner Ansicht als altbackenen oute, entfinde ich E-Scooter als riesengrosses Ärgernis. Eine Erfindung, auf die ich (und Sie?) nun wirklich nicht gewartet habe.
Nicht nur, dass sich die Scooter-Piloteninnen und -Piloten gefühlt an keine Verkehrsregeln halten, so werden die Geräte, einmal am Zielort angekommen, einfach abgestellt. Dies ohne Rücksicht auf Verluste, sei es mitten auf einem Trottoir oder direkt vor der Ladentüre, so dass jeder einen Bogen darum machen muss oder im Dunkeln darüber stolpert.
Niemandem käme es in den Sinn, seinen Kehrichtsack mitten auf einem Trottoir abzustellen. Man wählt zur Deponierung seines Mülls meistens den Wegrand oder eine Strassenlampe. Bei den Scootern jedoch scheinen sämtliche Hemmungen zu fallen, Rücksicht auf Mitmenschen geht vergessen.
So werden die Dinger bequem dort abgestellt, wo es einem eben gerade am besten passt, getreu dem Motto «Aus dem Auge aus dem Sinn». Wie bei der Kehrichtabfuhr ist es auch so, dass die Scooter von einer guten Seele eingesammelt und zurück an einen zentralen Ort gebracht und wieder aufgeladen werden. Der Kreislauf beginnt von Neuem, so lebt der moderne, bequeme Mensch.
Doch wo liegt nun eigentlich das Problem? Ärgern mich nun die Scooter, oder ist es das Fahrpersonal, das die Dinger bedient und irgendwo falsch parkt – nun bin ich mir selbst gar nicht mehr so sicher…
Martin Lörtscher ist CEO der Hugelshofer Logistik AG mit Sitz in Frauenfeld. Er ist Mitglied vom TGV-Vorstand und war mehrere Jahre Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes ASTAG Sektion Ostschweiz + FL.
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