Seit dem Sommer hatten Aktivisten, die sich gegen Standaktionen von Scientology in St.Gallen wehrten, für viel Medienwirbel gesorgt. Nun teilen sie mit, dass sie sich aus der Stadt zurückziehen. Man habe ihnen hier das Leben schwer gemacht.
«Schweren Herzens verabschieden wir uns von Euch! Friedliche Aktivisten sind im schönen St. Gallen zunehmend unerwünscht. Wem sind wir denn eigentlich auf die Füsse getreten? Wie weit reichen die Tentakel von Scientology in der Schweiz? Wie weit reichen sie in St. Gallen?»
Mit diesen Worten beginnt die Stellungnahme der «Freien Anti-SC-Aktivisten», die im Wesentlichen aus einem Paar aus der Region Basel bestehen. Die beiden waren konsequent bei Standaktionen von Scientology beziehungsweise Organisationen, die Scientology nahestehen, in Erscheinung getreten. Nicht gewaltsam, sondern informierend: Sie verwickelten im Umfeld des Stands Passanten in Gespräche, letztlich um zu verhindern, dass es zu einem Austausch zwischen ihnen und Scientology kommt.
Die Standaktionen waren jeweils bewilligt. Die Aktivisten ihrerseits informierten die zuständigen Ämter jeweils über ihr Vorhaben. In St.Gallen habe es gut angefangen, mit der Zeit aber hätten die Behörden den Aktivisten Vorwürfe gemacht, beispielweise, den vorgeschriebenen Abstand zum Stand nicht einzuhalten. Darauf habe man danach geachtet.
Allerdings hätten die Scientologen alles getan, um die Aktivisten zu provizieren, sie verbal zugemüllt» und versucht, sie aus der Fassung zu bringen. , «Die Provokationen kamen nie von uns aus», versichern die Scientology-Gegner. Man habe nur aus Selbstschutz reagiert, wenn die andere Seite zu nahe gekommen sei. Es ist anzunehmen, dass die Sachlage bei Scientology entgegengesetzt geschildert würde.
Was die Kirche - oder je nach Position die Sekte - an den Ständen nicht tun darf: Bücher verkaufen. Man habe aber nachgewiesen, dass dies gemacht worden sei, so die Anti-Aktivisten. Dennoch sei von Seiten der St.Galler Behörden nichts unternommen worden. Mit einem Personalwechsel beim zustelligen Amt habe sich die Lage verschärft, und die Gegenaktionen seien plötzlich als bewilligungspflichtig eingestuft worden.
Bis auf Weiteres werde man sich aus St.Gallen zurückziehen, weil die Hürden zu hoch seien. Dies sei schade, weil nicht nur von Passanten, sondern auch von Geschäftsinhabern ermutigende Zeichen gekommen seien, dass das Engagement geschätzt werde. St.Gallen werde, und das sei von Sektenexperten bestätigt, als «Scientology-Hochburg» bezeichnet.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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