Die Verantwortlichen des Hauseigentümerverbands Thurgau (HEV Thurgau) ziehen eine positive Bilanz über das Immobilienjahr 2018. Die nähere Zukunft dürfte dennoch Herausforderungen bereithalten.
«Es war ein gutes Jahr mit einigen Schleierwölkchen, die uns daran erinnern, auch in Zukunft ein wachsames Auge auf den Markt zu werfen», sagt Gallus Müller, Präsident des HEV Thurgau. Vizepräsident Werner Fleischmann stimmt zu. Insbesondere die institutionellen Investoren produzierten derzeit zu viele Wohnungen, was sich am steigenden Leerwohnungsbestand ablesen lasse.
Thurgau attraktiv für Zuzügler
Das Überangebot an Wohnungen kann gemäss Fleischmann auch Einfluss auf Privatpersonen haben, die ein eigenes Mehrfamilienhaus bewirtschaften: «Dann nämlich, wenn sie ihre Mieter an eine neue Überbauung verlieren und aufgrund des grossen Wohnungsangebots Mühe haben, Nachmieter zu finden.» Regional gesehen hätten sich das Thurtal bis und mit Sulgen sowie der Hinterthurgau im ablaufenden Jahr besonders positiv entwickelt. Sie profitierten von der relativen Nähe zu Zürich. «Wenn es um die Attraktivität für Zuzüger geht, steht der ganze Thurgau im schweizweiten Vergleich sehr gut da», betont Fleischmann.
Verdichtung erfordert Umdenken
Politisch sorgte 2018 der kantonale Richtplan für Schlagzeilen. Im Sommer wurde er vom Bund abgesegnet. Was das konkret für die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer bedeute, sei von den einzelnen Gemeinden abgängig, erklärt Gallus Müller: «Sie müssen nun ihre Nutzungsordnungen dem Richtplan anpassen, der grundsätzlich eine verdichtete Bauweise vorsieht.» Gerade in ländlichen Gemeinden erfordere das ein Umdenken, denn auf Grundstücken dürfte zukünftig mehr möglich sein. Das neue Mehrfamilienhaus sei dann also vielleicht ein Stockwerk höher als das bestehende nebenan. «Es benötigt sicher etwas Zeit, bis die Akzeptanz betreffend Verdichtung vorhanden ist», sagt Thomas Dufner, Geschäftsstellenleiter des HEV Thurgau.
Vernünftig wachsen
Dufner zeigt sich erfreut darüber, dass der Verband daran mitgewirkt habe, dass die Beschränkung der Eigentumsfreiheit durch das Kaufrecht der Gemeinden im Grossen Rat nicht Gesetz wurde. Die Gemeinden hätten damit die Möglichkeit erhalten, Grundeigentümern bereits eingezontes Land abzukaufen, wenn es nicht innert bestimmter Frist überbaut wurde. Das Eigentum bleibe dadurch also vorerst gewahrt.
Für das kommende Jahr habe der Thurgauer Hauseigentümerverband verschiedene Themen auf dem Radar: So zum Beispiel die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich. Hier möchte der Verband auf eine möglichst liberale Umsetzung hinwirken. Daneben behalte man die Zersiedelungsinitiative und die Revisionen des Raumplanungsgesetzes im Auge, sagt Dufner: «Wir sollten aufpassen, dass auch in Zukunft ein vernünftiges Wachstum möglich ist und wir das Korsett nicht zu eng schnallen.»
Roman Salzmann ist Inhaber und Geschäftsführer der salcom.biz in Bischofszell. Zuvor war er unter anderem Wirtschaftsredaktor und Kommunikationsleiter eines Konzerns. Heute betreut er für verschiedene Ostschweizer Unternehmen die Kommunikationsarbeit.
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