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Hoffnungsträgerinnen und -träger im Gespräch

«Wir stehen uns mit unseren Regeln immer mehr selber im Weg»

Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Philipp Gemperle (*1985), FDP-Politiker aus Romanshorn.

Marcel Baumgartner am 24. August 2022

Zivilstand: verheiratet

Ausbildung/Beruf: Bachelor Politikwissenschaft/Publizistik UZH / Kommunikationsberater

Partei und Funktion: FDP / Stadtrat und Präsident Bezirkspartei

In der Partei seit: 2018

Hobbies: Kochen, Haus und Garten

Hätten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der Sie heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?

Ich stand auf der anderen Seite, nicht politisch, aber von der Funktion her. Als damaliger Journalist war es für mich wichtig, unabhängig zu sein und zu allen Parteien und Politikern eine Distanz zu haben.

Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?

Ich bin politisch interessiert, seit ich denken kann. Wohl etwas abnormal, aber wir haben jeweils schon als Kinder die Arena geschaut. Als ich vom Journalismus in die Kommunikationsbranche wechselte, sah ich auch die Chance, selbst politisch aktiv zu werden. Ich trat in die FDP ein und kandidierte für den Stadtrat.

Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?

Die Mitglieder der FDP sehen die Welt differenziert. Deshalb kann ich nicht einfach eine Note für alles geben. Wenn sich die Frage darauf bezieht, ob ich in der richtigen Partei bin, dann gibt es eine 6. Aber natürlich gibt es das eine oder andere, was ich gerne anders hätte.

Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?

Es wäre nicht gut, wenn man immer 100 Prozent auf Parteilinie wäre, wenn man alle Entscheide gut fände. Ich fühle mich in der FDP rundum wohl.

Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?

Es macht mich rasend, wenn ich die immer grösseren Einschränkungen, die immer komplexeren Vorgaben und damit ein zunehmender Verlust der Freiheit und irrsinnige Bürokratie sehe. Viele sind sich gar nicht bewusst, wie hemmend das ist. Wir stehen uns mit unseren Regeln immer mehr selber im Weg und hemmen dadurch Innovation und Fortschritt. Dagegen kämpfe ich an.

Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?

Das Mandat als Stadtrat entspricht mir sehr. Ich bin glücklich damit. Ich werde bei den nächsten Wahlen aber sicher auch wieder als Kantonsratskandidat antreten.

Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?

Das ist eigentlich nicht nötig. Offenbar ist meine Meinung genügend pointiert, dass mein Gegenüber in die Debatte einsteigt.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?

In der Politik gilt es, Entscheidungen für die Zukunft zu fällen. Da ist oftmals nicht alles voraussehbar und deshalb liegt es in der Natur der Sache, dass im Nachhinein betrachtet nicht alle Entscheidungen richtig waren. Das muss man anerkennen und eingestehen und dann auch ehrlich, transparent und authentisch kommunizieren. Wenn man eine Linie hat, dann muss man auch kein schlechtes Gefühl dabei haben.

Stichwort «Diversität»: Gibt es einen Film, den Sie mögen, obwohl er bei dieser Thematik gegen einige Grundsätze verstösst?

Nein, ich schaue kaum Filme.

Möchten Sie eine neue Bekanntschaft in erster Linie von Ihren Qualitäten oder von Ihrer politischen Stossrichtung überzeugen?

Weder noch: Ich bin ein geselliger Mensch, bin interessiert am Gegenüber. Da geht es nicht darum, etwas zu erreichen.

Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?

Wie vorher erwähnt, macht mir die Gesamtentwicklung in Bezug auf die Einschränkung der Freiheit und die zunehmende Bürokratie Sorgen. Resultate von einzelnen Volksabstimmungen tun mir in der Seele weh. Im Grossen und Ganzen sind wir aber auf einem guten Weg.

Welche drei Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?

Als Stadtrat sind für mich lokalpolitische Themen, welche ich direkt mitgestalten kann, oben auf der Pendenzenliste: Revision Ortsplanung, Gestaltung Hafenpromenade, schlaue Finanzpolitik.

Und welche drei Punkte stehen auf der privaten Liste?

Mein Fokus liegt voll und ganz auf der Familie.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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