logo

Abstimmung

Klanghaus Toggenburg: Der Kanton rührt die Werbetrommel

Am 30. Juni entscheidet sich das Schicksal des Klanghaus Toggenburg - einmal mehr. Die St.Galler Regierung wirbt kaum verhüllt mit einer Art Abstimmungs-Vorschau für die Vorlage und ihre Bedeutung. Die Nervosität dürfte gross sein.

Stefan Millius am 04. Juni 2019

Dass die Region Toggenburg den einen oder anderen erfrischenden Impuls benötigt, ist bekannt. Für die St.Galler Regierung ist das Klanghaus, über das am 30. Juni mit einer Kreditvorlage entschieden wird, eine Stärkung von Kultur und Tourismus. Und knüpfe damit an die Tradition von Gesangs- und Musikkultur, die im Toggenburg stark verwurzelt sei.

So beginnt eine Medienmitteilung der Staatskanzlei, in der rein formal auf die Abstimmung hingewiesen wird, die aber kaum verhüllt eine Aufforderung zu einem Ja Ende Juni ist.

Die Aktivität kommt nicht von ungefähr. Denn das Klanghaus hat eine lange Leidensgeschichte. Der erste Anlauf geht 15 Jahre zurück. Damals sollte das Projekt noch über einen sogenannten «Zukunftsfonds» mit Geld der Nationalbank finanziert werden, was im Kantonsrat Schiffbruch erlitt. 2016 gab es im Parlament eine weitere - wenn auch knappe Niederlage -, über die sich der zuständige Regierungsrat Martin Klöti öffentlich echauffierte.

Nun aber steht der Kantonsrat - jedenfalls seine Mehrheit - dem Ganzen nicht mehr im Weg, und das Volk ist gefragt. Es geht um Gesamtkosten von 23,3 Millionen Franken, die sich der Kanton und die «Klangwelt Toggenburg» teilen. Allerdings nicht hälftig, der Kanton würde alles bis auf eine Million Franken übernehmen.

Eine lohnende Investition, ist sich die St.Galler Regierung sicher. Zumal der Kanton nur als Bauherr auftreten würde, die «Klangwelt Toggenburg» wäre danach für den Betrieb zuständig - auf eigene Kosten.

Entstehen soll eine Holzkonstruktion, deren Besonderheit die Klangräume sind, die sich wie ein Instrument «stimmen» lassen. Dazu kommen zwei Aussenbühnen für Musikexperimente im Freien. Das Klanghaus soll am heutigen Standort des Hotels Seegüetli am Schwendisee oberhalb von Unterwasser entstehen. Im Vergleich zum Hotel wird das Klanghaus weiter entfernt vom See erstellt. «Durch den Abbruch des Hotels und aufgrund der besonderen Architektur wird das Landschaftsschutzgebiet am Schwendisee deutlich aufgewertet», schreibt die Regierung.

60 bis 80 Teilnehmende können das Klanghaus laut der Beschreibung je Kurstag nutzen. Drei Gruppen können gleichzeitig ungestört voneinander arbeiten. Das breite Publikum werde das Klanghaus im Rahmen von Führungen erleben können. Zudem sind Werkstattkonzerte geplant, und es wird möglich sein, die Räume für Bildungs-, Vereins- und Firmenanlässe rund um das Thema Klang zu nutzen.

Klappt alles wie von der Regierung gewünscht und sagt das Stimmvolk am 30. Juni Ja, so wird es aber noch eine Weile dauern, bis die Baumaschinen auffahren. Mit dem Start der Arbeiten wird 2021 gerechnet, fertig wäre das Klanghaus dann 2023.

Die Chancen stehen nicht so schlecht. Denn gegenüber dem letzten Anlauf wurde vor allem bei den Kosten einiges verändert - beziehungsweise verbessert. Das Projekt, mit dem viele eher kulturferne Kreise grundsätzlich wenig anfangen können, ist von den Dimensionen her allgemeinverträglicher geworden.

Die Regierung scheint jedenfalls «wie ein Mann» hinter der Vorlage mit ihrer wechselvollen Geschichte zu stehen. Offizielle Opposition kam im Kantonsrat nur aus den Reihen der SVP. Kantonale Abstimmungen über Projekte, die einer einzelnen Region zugute kommen, sind aber stets ein unsicheres Spiel. Aber weil jede Region weiss, dass sie vielleicht auch einmal etwas vom Rest des Kantons will, geht dieses Spiel oft auf.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.