Rund um die Pädagogische Hochschule Kreuzlingen brodelt es, wie diverse interne Dokumente zeigen. Den freigestellten Prorektor wollte man offenbar zu «lebenslangem Schweigen» verdonnern.
Nach jahrzehntelangem Engagement auf dem Bildungsplatz Thurgau musste Matthias Begemann, Prorektor der Pädagogischen Hochschule Thurgau, von einem Tag auf den anderen gehen.
Nachdem der Thurgauer Grossrat Peter Dransfeld (Grüne) die unvermittelte Freistellung von Prorektor Mathias Begemann mit einer Anfrage an die Regierung thematisiert hat, wurde er nun zum Empfänger weiterer Informationen. Diese seien ihm «vertraulich über einen Boten» zugespielt worden.
Entsprechend veröffentlicht Dransfeld die Dokumente nicht vollumfänglich, liefert aber Auszüge daraus. Einiges war ansatzweise bereits bekannt, anderes neu.
Demnach hat Hans Munz, Präsident des Thurgauer Hochschulrats, am 27. November in einem Schreiben darüber informiert, dass Begemann die PHTG per sofort verlasse. Laut Dransfeld dürfte dieses Schreiben an alle Mitarbeiter adressiert gewesen sein. Die Rede ist von Meinungsverschiedenheiten und «unüberbrückbaren Differenzen», was die Führung der Hochschule angehe.
63 Mitarbeiter äusserten sich nur vier Tage danach ebenfalls in einem Schreiben, das sich an die Hochschulleitung und den Hochschulrat richtet. Unter den Unterzeichnern sollen auch zahlreiche Dozenten und leitende Mitarbeiter sein. Sie fordern eine transparente Begründung für die Freistellung und befürchten, kritisches Mitdenken oder ein offener Diskurs seien sonst nicht mehr möglich. Mit anderen Worten: Wer offen kritisiert, muss dieselben Folgen befürchten wie Begemann.
Bisher nicht durchgesickert war ein weiteres Schreiben vom 4. Dezember, das Dransfeld kurz skizziert. Verfasst wurde es von vier Abteilungsleitern und ging ebenfalls an den Hochschulrat und die Hochschulleitung. Eine Kopie richtete sich an die «Mitarbeiter der AAP». An der PHTG ist damit die «Abteilung Akademisches Personal» gemeint.
In diesem Schreiben äussern sich die Verfasser laut Peter Dransfeld «bestürzt über die Freistellung Begemanns». Diese belaste das Vertrauen und könne «Angstreaktionen, Verweigerung, Widerstandsphänomene und Spaltprozesse» auslösen.
Auch ein E-Mail des freigestellten Professors befindet sich im Besitz des Grossrats der Grünen. Darin verabschiedet er sich von seinen Kollegen. Ihm sei Stillschweigen auferlegt worden, man habe sogar «lebenslanges Stillschweigen» gefordert, was er aber nicht akzeptiert habe, so Begemann im E-Mail.
Und: Er habe im Sinn eines Kompromisses einen Rückzug aus der Hochschulleitung angeboten, das sei aber kategorisch abgelehnt worden. Die Freistellung empfinde er als ungerechtfertigt und auch als Demütigung, schreibt Begemann. Seinerseits wäre er einverstanden damit, dass die aktuellen Ursachen des Konflikts offengelegt würden.
Das heisst: Der Geschasste hat keine Probleme damit, die Vorgeschichte dieses Schritts transparent zu machen, aber der Hochschulrat will das offenbar nicht.
Peter Dransfeld betont in der Information an die Medien, dass er Mathias Begemann persönlich nicht kennt und keine eigenen Interessen oder solche von ihm nahestehenden Personen verfolgt.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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