SP-Regierungsrat Fredy Fässler kritisierte Juso- Stadtparlamentarier Timo Räbsamen wegen seinem «bastards»-Eintrag. Nun nimmt der Wiler Jungpolitiker Stellung. Und Fässler entschuldigt sich.
Der frisch ins Wiler Stadtparlament gewählte Timo Räbsamen hat mit einem Facebook-Post SP-Regierungsrat Fredy Fässler verärgert.
Räbsamen schrieb im Nachgang der Klimademo in Bern: «Wir kämpfen weiter! Für den Ökosozialismus und btw: ACAB». Wir haben darüber berichtet. «ACAB» steht für «All cops are bastards», also «Alle Polizisten sind Bastarde» oder sinngemäss «Alle Polizisten sind Schweine».
Fässler, als Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartement des Kantons St. Gallen zuständig für die Polizei, kritisierte Räbsamen diese Woche nun in einem offenen Brief und gab die Empfehlung ab, «entweder Deine Position oder die Parteizugehörigkeit zu verändern».
Dafür erntete der Regierungsrat in den Sozialen Medien von allen Seiten ordentlich Lob.
Räbsamen zeigte sich in einer ersten Reaktion erstaunt über Fässlers Vorgehen, zumal er den betreffenden «offenen Brief» nie erhalten habe und erst via «Die Ostschweiz» davon erfahren habe.
Und in der Tat gelangte das Schreiben des Regierungsrats nicht bis zum Juso-Politiker.
Dafür entschuldigt sich Fredy Fässler. Gegenüber «Die Ostschweiz» erklärt er: «Ich habe meinen offenen Brief zeitgleich an verschiedene Parteiexponenten geschickt, dies mit dem Ersuchen, die Mail an Timo Räbsamen weiterzuleiten, da ich nicht über seine Mailadresse verfügte. Das scheint dann aber nicht geschehen zu sein, was ich bedaure.»
Am Inhalt der Botschaft ändert dies hingegen natürlich nichts. Nur, was hält Räbsamen von Fässlers Vorschlag, die Partei zu wechseln?
«Ich bin JUSO und doch bin ich aus Überzeugung auch Mitglied der SP. Meine SP ist eine Partei, die unterschiedliche Meinungen aushalten kann. Meine SP ist eine Partei des offenen Dialoges und des Miteinander», beginnt Räbsamen seine Stellungnahme.
Dann geht er direkt auf Fässlers Person und sein Vorgehen ein: «Sie ist sicher nicht eine Partei, in der ein gestandener Politiker einen offenen Brief an einen Jungpolitiker schickt, ohne ihn zu benachrichtigen oder zuvor den Dialog zu suchen. Deswegen werde ich, wie es sich gehört, mit Fredy Fässler das Gespräch suchen und die Sache intern klären.»
Abschliessend will Räbsamen seinen «ACAB»-Post relativieren: «Dieser Spruch ist historisch konnotiert und kritisiert nicht einzelne Polizist*innen als Personen, sondern ihre Rolle in der repressiven Institution der Polizei.»
UPDATE: Die Ostschweizer Sektionen der Jungen SVP fordern den Rücktritt von Timo Räbsamen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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