Unser Bildungswesen, unsere Studierenden und unsere Wirtschaft müssen frühzeitig die Chancen neuer Megatrends, wie künstlicher Intelligenz, erkennen und schnell lernen, sie erfolgreich zu adaptieren. Das braucht zusätzlichen Effort und autodidaktische Kompetenz.
Der technologische Fortschritt wird noch exponentieller. 2.0 war gestern, 4.0 ist heute, künstliche Intelligenz ist morgen. Innovation genügt nicht mehr, auch Disruption muss her. 3D-Printer werden alltagstauglich, selbstfahrende Autos bald. Virtual Reality und Augmented Reality eröffnen neue Realitätsperspektiven. Intelligenzquotient trifft auf künstliche Intelligenz.
Kein «Courant normal»
Es trifft nicht alle sofort, aber auf der Zeitachse alle irgendwie irgendwann – und zwar schneller als man denken könnte. Die Taktfrequenz der technologischen Entwicklung ist im Vergleich zur Vergangenheit massiv erhöht. Teils davon beeinflusst verändern sich gleichzeitig die Haltungen und Ansprüche unserer Gesellschaft, die auch als Megatrends bezeichnet werden können, wie:
New Work (gelungene Symbiose von Leben und Arbeiten),
Wissenskultur (kollaborative Formen der Wissensaneignung, lebenslanges Lernen, Vermittlung von Methoden, Soft Skills),
Neo-Ökologie (Energiewende, Bio-Märkte, Plastikverordnungen).
Das stellt uns alle vor Herausforderungen, die nicht einfach so im «Courant normal» abgehandelt werden können. Auflage ist dabei noch, den Spagat zu schaffen, gleichzeitig die bisherige und die neue Welt zu bedienen: In vielen Unternehmen gelebter Ansatz ist, ganz bewusst neben dem operativen Geschäftsbetrieb zusätzlich umfassende oder partiell greifende Transformationsprogramme umzusetzen – und so all die anbrausenden neuen Möglichkeiten und Ansprüche frühzeitig als Chance zu erkennen und für die nahe und weite Zukunft zu adaptieren.
Befähigung zur Wissenserarbeitung
Über 200 Praxisprojekte-Aufträge hat die Wissenstransferstelle der FHS St.Gallen dieses Jahr entgegengenommen. Ein Blick auf die Projektthemen zeigt, wie weit die Unternehmen bereits in die Zukunft hineindenken. Unsere Studierenden waren in der Projektumsetzung besonders gefordert. Es ist nicht mehr so, dass all das dafür notwendige Grundlagenwissen im Lehrunterricht voraus breit und tief vermittelt werden kann. Einerseits hinkt der Lehrplan teils neuen Entwicklungen hinterher, andererseits ist es ihm unmöglich, die ganze neue Spannweite abzudecken. Deshalb leben unsere Studierenden im Rahmen der Praxisprojekte bereits sehr ausgeprägt den oben erwähnten neuen Trend der Wissenskultur, Wissen autodidaktisch und in kollaborativen Formen anzueignen und zu transferieren. Unsere Aufgabe im Bildungswesen ist mehr denn je, den Studierenden einerseits einen adäquaten Lehrplan anzubieten und andererseits laufend die neuesten Möglichkeiten für beste Wissenserarbeitung und Teamarbeit (wie Zusammenarbeitsformen, Collaboration-Tools) bereit zu stellen.
Eine grosse Knacknuss der nächsten Jahre wird sein, künstliche Intelligenz – das Leitthema des diesjährigen WTT YOUNG LEADER AWARD – in Unternehmen und Organisationen ins Geschäftsmodell zu überführen – damit KI wertschöpfend und kundenorientiert wirken kann. Dazu sollen und müssen auch die Fachhochschulen intelligente Ansätze liefern können. Das muss von der Lehre und von der angewandten Forschung als wichtiger Auftrag verstanden werden.
Peter Müller ist Leiter der Wissenstransferstelle WTT-FHS , welche den WTT Young Leader Award durchführt.
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