Sieben Milliarden in einem Jahr verloren: Das wäre ein Grund für Depressionen. Ausser, es bleiben noch über 20 Milliarden übrig. Ein Streifzug durch die neue Bilanz der Reichsten - die übrigens keinen Geldspeicher haben wie Dagobert Duck. Mit Ausnahmen.
Jorge Lemann muss sich das Ranking «Die 300 reichsten Schweizer» nicht schönsaufen. Obwohl er das problemlos könnte, denn er kontrolliert den Bierkonzern Anheuser-Busch, der jedes Jahr einen See von 434 Millionen Hektoliter braut. Aber die Aktie hat nachgegeben, deshalb ist Lemann, der in Rapperswil Jona direkt am Zürichsee wohnt, nur noch rund 20 Milliarden schwer. Damit kommt er auf Platz 3 der «Bilanz»-Liste.
Die ersten Plätze sind fest vergeben; Nummer eins ist die Kamprad-Familie (Ikea), danach die Familien Hoffmann und Oeri (Roche). In der Ostschweiz gehören noch Thomas Schmidheiny (mindestens 3,5 Milliarden), die Familie von August von Fink (6 Milliarden), der als spendabler Parteienunterstützer auffiel, und neun weitere zum erlauchten Kreis der Milliardäre. Apropos erlaucht, Fürscht Hans-Adam nennt rund 10 Milliarden und 35'000 Untertanen sein Eigentum.
Auch die Familie Blocher musste einen herben Rückschlag hinnehmen, aus ihrem Geldspeicher floss eine Milliarde ab. Schluchz, heul, würde da Dagobert Duck sagen. Es war insgesamt kein sehr erspriessliches Jahr für die 300 Reichsten der Schweiz. Nur um schlappe 0,2 Prozent ist ihr gesamtes Vermögen gewachsen. Nun gut, in absoluten Zahlen handelt es sich dabei um 675 Milliarden Franken, und der Zuwachs beträgt 1,65 Milliarden Franken. Dafür müsste die Oma lange stricken, wie man so schön sagt.
Also darf sich das Mitleid in Grenzen halten. Auch diesen Winter wird das Cheminée angefeuert, die Kaviarbüchsen müssen nicht kleiner werden. Auch «einmal volltanken, bitte» stellt beim Gulfstream-Privatjet kein Problem dar, schliesslich möchte man wie gewohnt nonstop nach Honkong fliegen können. Vielleicht, aber auch nur vielleicht wird die Anschaffung der noch längeren Luxusyacht um ein Jahr verschoben. Wobei, die meisten Protzexemplare sind schon so lang, dass sie gar nicht mehr in die hübschen Häfen kommen in St. Tropez oder Monaco. Und einen Feldstecher herumreichen müssen, damit man angeben kann, das macht keinen Spass.
Es darf sich aber auch der Neid in Grenzen halten. Denn nur in Entenhausen hält Dagobert Duck sein Vermögen in einem riesigen Geldspeicher, in dem er jeden Morgen ein belebendes Bad nimmt. In der realen Welt sind diese grossen Vermögen investiert. Niemand besitzt einen Geldspeicher. Mit einer Ausnahme: Drogenbarone. Denn bei Rauschgift gilt immer noch Barzahlung, und da kriminelle und illegale Geschäfte geschätzte 8 Prozent des gesamten Weltbruttosozialprodukts ausmachen, sprechen wir hier von ein paar Billionen, meistens in Dollar.
Aber Schweizer Milliarde und Millionäre haben damit natürlich nichts am Hut; Bier, Alkoholika und Tabakwaren sind schliesslich legal, das Auseinander- und Zusammenschrauben von Ikea-Möbeln ebenfalls. Und um die 99,99 Prozent der Leser zu beruhigen, die nicht in dieser Liste verzeichnet sind: Es gibt einen sehr schönen Satz des amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Ernest Hemingway. Der Schriftsteller Scott F. Fitzgerald (Der grosse Gatsby) sagte zu ihm: «Die Reichen sind anders als wir.» Worauf Hemingway erwiderte: «Ja, sie haben mehr Geld.» Laut «Bilanz» gibt es 134 Milliardäre in der Schweiz. Schön für sie. Für uns andere gilt aber weiterhin: Die erste Milliarde ist die schwierigste.
Aber wie wird man wenigstens Millionär? Da weiss Richard Branson, der englische Unternehmer (Virgin Airlines), einen Rat: «Wie wird man Millionär? Ganz einfach. Man fängt als Milliardär an und kauft sich dann eine Airline.»
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