Paukenschlag in der Olma-Festszene: Raiffeisen wird die «Alp7», das legendäre Festzelt während der Olma, nicht mehr weiter finanziell unterstützen. Die Gerüchteküche sieht einen Zusammenhang mit dem Fall von Pierin Vincenz.
Die Liste der Sponsoren der Alp7 ist lang. Es gibt Gold- und Silberpartner sowie als dritte Kategorie einen Alp7-Partner mit einem einzigen gelisteten Namen: FC St.Gallen. Ansonsten umfasst die Unterstützerliste viele Getränkehersteller, Recycling- und Reinigungsfirmen und andere Dienstleister.
Aber keine einzige Bank.
Das war nicht immer so. Die Raiffeisen sponserte die temporäre Eventlokalität, die von der netts GmbH von Kult-Gastronom Köbi Nett betrieben wird, über viele Jahre. Nun wird sie nicht mehr in der Liste aufgeführt. Und die Medienstelle von Raiffeisen bestätigt: Das Sponsoring ist Vergangenheit. Die von uns deponierten Fragen zu den Gründen sind derzeit noch hängig.
Nicht nur die Gründe sind damit noch unklar. Ebenso der Verlust, den der Ausstieg bedeutet. Gemessen an den Möglichkeiten - und an den früheren Auftritten - müsste Raiffeisen einer der wichtigsten Sponsoren gewesen sein. Mag sein, dass man in den rauen Zeiten, die man als Bank gerade erlebt, nicht unbedingt als Sponsor eines Festzelts in Erscheinung treten will.
Es gibt aber auch Leute, die tieferliegende Gründe vermuten.
Bekannt ist, dass Köbi Nett einen engen freundschaftlichen Umgang mit einem seiner Gäste pflegte: Dem Ex-CEO der Raiffeisen, Pierin Vincenz. Ob die Unterstützung damals auf sein Betreiben hin erfolgte oder ob Raiffeisen das Sponsoring als wertvolle Investition in die Neukundengewinnung sah: Das ist offen. Klar ist, dass der Rückzug erst erfolgte, als Vincenz in die negativen Schlagzeilen geraten war. Ein Zusammenhang ist nicht gesichert, macht aber aufgrund der Vorgeschichte durchaus Sinn.
Dagegen spricht, dass der Entscheid von Raiffeisen offenbar nicht über Nacht gefallen ist. Aus dem Umfeld der Alp7-Betreiber heisst es, man habe seit November 2017 gewusst, dass das Sponsoring ein Ende findet. Dann wäre der Zusammenhang nicht mit dem «Fall» von Pierin Vincenz, aber vielleicht mit dem Ende seiner Ära als CEO zu suchen.
Mit der Bank verschwindet nicht etwa ein kleiner Zulieferer, sondern einer der Hauptsponsoren. Der Name Raiffeisen war früher in der Alp7 omnipräsent. So gab es im Erdgeschoss eine eigene «Raiffeisen-Lounge», in der man einen Tisch für bis zu acht Personen reservieren konnte. Garantierter Sitzplatz und Menü für 500 Franken. «Der Klassiker und edelste Weg für einen ultimativen Alp7-Abend», hiess es in der Eigenwerbung.
Damit ist nun Schluss - und das Lounge-Konzept offen für neue Partner. Der wurde auch schon gefunden. Neu heisst es im Erdgeschoss: «Forol-Lounge». Das Bauentwicklungsunternehmen gehört dem Unternehmer Urs Peter Koller, der früher eine Mehrheit an der HRS hielt und diese 2008 verkaufte. Es ist anzunehmen, dass er zumindest rein monetär den Verlust, der durch das Ausscheiden von Raiffeisen entstanden ist, für die Alp7 auffangen kann.
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Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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