Der frühere SP-Kantonsrat, Historiker und pensionierte Kantilehrer Hans Fässler hat den «Roten Platz» in St.Gallen umdekoriert: Die Originaltafel zur Raiffeisenbank überklebte er mit einer «aktualisierten» Version - weil er mit ihrer Entwicklung unzufrieden ist.
Er ist kaum weniger umtriebig als zu seinen aktiven politischen Zeiten im St.Galler Kantonsrat oder als Sekretär der kantonalen SP. Der Historiker und unlängst in den Ruhestand getretene Kantilehrer hat in einer stillen Aktion das Schild, das den Raiffeisenplatz in St.Gallen markiert, mit seiner eigenen Version überklebt. Darauf weist er darauf hin, dass der Raiffeisengründer Friedrich Wilhelm Raiffeisen sich «im Grab umdrehen würde, wenn er wüsste, was man aus seiner Bank gemacht hat.»
Fässler nimmt damit Bezug auf die jüngsten Ereignisse rund um die Genossenschaftsbank, deren Image als «andere Bank» darunter schwer gelitten hat. Der SP-Mann ist laut einem Interview, das er dem «Blick» gegeben hat, selbst Raiffeisenkunde. Zu ihr gewechselt habe er im Zug der Anti-Apartheidbewegung, als die Grossbanken in Kritik gerieten, was ihre Geschäfte mit Unrechtsstaaten angeht. Inzwischen ist Fässler mit seiner aktuellen Bank ebenfalls nicht mehr zufrieden.
Von einem Vandalenakt kann man kaum reden. Die Originaltafel wurde sorgsam überklebt, auf der Rückseite der «Fälschung» sind Hans Fässler Kontaktangaben angebracht. Denn er wolle die Tafel gerne wieder zurück, liess er die Medien wissen. Inzwischen hat ein Raiffeisensprecher mitgeteilt, dass die Tafel in Absprache mit der Stadt St.Gallen - sie ist für die Beschilderung zuständig - entfernt worden sei und Fässler die Tafel selbstverständlich wieder erhalten werde.
Das «Blick»-Interview mit Fässler ist hier zu finden.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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