Einige Gedanken zu #MeToo. Und dazu, was das alles mit Windows zu tun hat.
Die Bewegung #MeToo hat Tausende von Geständnissen von Frauen erhalten, die sexuell belästigt und ausgenutzt wurden. Es scheint eine Rückkehr der Menschheit in biblische Zeiten zu geben, wo der, der die Macht hat, sich alles Unerlaubte holen kann, ohne dafür bestraft zu werden. Dies hat nun Windows als Machtführer ebenfalls bewiesen. Hiermit will ich in einem direkten Vergleich beweisen, dass beide Systeme direkt miteinander verwandt sind. Von März bis Mai hat sich im Computerbereich das Folgende ereignet, bei #Me Too ist es das ewig gleiche Prozedere:
Die Anmache:
Me Too: Ein Mann sieht eine Frau und ist sofort von ihr begeistert. Er wirft ihr feurige Blicke zu, die besagen, dass er sie mag. Sie reagiert nicht, weil sie selbst entscheiden will, wer ihr näher kommen darf.
Windows: Die Weltfirma sieht eine Möglichkeit, noch mehr Geld zu scheffeln und versucht, ihre Millionen von Kunden mit einer Übernahme eines neuen Systems zu überzeugen. Die Kunden reagieren nicht, weil sie selbst entscheiden möchten, was sie auf ihrem Bildschirm sehen wollen.
Der erste Kontakt
Me Too: Der Mann sucht immer öfter die Nähe zu der für ihn attraktiven Frau und versucht mit ihr ins Gespräch zu kommen, was die Frau mehr oder weniger geschickt verbal verweigert.
Windows: Die Weltfirma verstärkt ihre Präsenz auf dem Bildschirm und schiebt wöchentlich mitten in einen Arbeitsablauf eine Kachel mit der Aufforderung, das neue Produkt sofort oder später herunterzuladen. Der Kunde wählt natürlich die Verschiebung und verweigert seiner Meinung nach mit diesem Klick weitere Belästigungen der plumpen Art.
Konkretes Anbaggern
Me Too: Der Mann investiert einen Rosenstrauss, den er ihr auf offener Strasse überreichen will, sie weist ihn ab. Er schickt ihn ins Haus, wo er lieblos in eine Vase ohne Wasser gestellt wird.
Windows: Der Weltkonzern erhöht den Druck und schickt nun täglich mehrere Aufforderungen, bittet aber entweder um eine Verschiebung um einen Tag oder der sofortigen Zustimmung. Der Kunde wendet sich angewidert ab.
Grösserer Druck
Me Too: Der Mann schickt nun einen doppelt so grossen Rosenstrauss und bittet schriftlich um ein Rendezvous zu zweit in einem abgelegenen Restaurant. Die Dame antwortet nicht und traut sich nicht mehr aus dem Haus, denn das Weinstein-Modell ist ihr bekannt.
Windows: Der Weltkonzern schickt nun doppelt so viele Aufforderungen und verkürzt die Verschiebezeit auf eine Stunde. Der Kunde wagt sich kaum noch an den Computer, weil er Angst hat, mit einem Trick überrumpelt zu werden.
Der Zugriff
Me Too: Der Mann glaubt, nun genug investiert zu haben und damit die Berechtigung zur direkten Nähe erkauft zu haben. Er dringt mit Gewalt in ihre Wohnung ein und holt sich seine Investitionen auf seine Art zurück.
Windows: Der Weltkonzern glaubt, nun genug Kacheln geschickt zu haben und ist überzeugt, dass er seine Machtposition ausnutzen kann, um über Nacht das neue Programm auf dem widerspenstigen Computer installieren zu können. Der Kunde schaltet am Morgen ein und versteht die Welt nicht mehr, dass sein Lieblingsgerät von einem Fremden missbraucht worden ist.
Der Tag danach
Me Too: Die Frau ist deprimiert, schwankt zwischen endloser Scham und überschäumender Wut. Sie ahnt, dass sie keine Chance vor Gericht hat und schweigt und kann kaum noch schlafen und fühlt sich endlos gedemütigt. Sie überlegt Jahre lang, ob sie sich outen soll und schafft es nicht.
Windows: Der Weltkonzern hakt die feindliche Übernahme befriedigt mit einem grünen Häkchen ab. Der Kunde ist stinksauer, muss etliche Kosten für etwas Ungewolltes übernehmen, weil sein Drucker nicht mehr geht und etliche Apps verschwunden sind. Er flucht endlos über diesen angeblichen Fortschritt, verdammt die Methoden dieser altbiblischen Gesellschaft und ahnt, dass er gegen diese Weltmacht keine Chance hat, irgendetwas zu erreichen. Er erzählt es nicht einmal seinen Freunden, aus Angst, als technischer Versager definiert zu werden.
Er schweigt und nennt ab sofort diese miesen Computer-Fenster #Win Down.
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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