Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Lea Hiltbrunner (*2002), Mitte-Politikerin aus Lutzenberg .
Zivilstand: ledig
Ausbildung/Beruf: Studentin
Partei und Funktion: Mitglied bei der Jungen Mitte AR
In der Partei seit: 2021
Hobbies: Wandern, Faustball, Fitness und Kochen
Hatten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der Sie heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?
Meine Eltern waren in der FDP, weshalb ich natürlich unbewusst gewisse Werte dieser Partei mitbekommen habe. Während meiner Kantonsschulzeit habe ich meinen Vater noch oft nach seiner Meinung gefragt und diese dann einfach übernommen. Gegen Ende der Kanti habe ich dann aber begonnen, selbst meine Meinung zu bilden und so bin ich jetzt mitte-links orientiert.
Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?
Eine meiner besten Freundinnen ist politisch sehr interessiert und wir haben schon während der Schulzeit unter uns politische Debatten gehalten. Da sie links ist und ich damals noch eher mitte-rechts war, konnte ich spannende Diskussionen mit ihr führen. Ausserdem haben wir im Fach Geschichte oft in der ganzen Klasse politische Diskussionen geführt, was mein politisches Interesse geweckt hat.
Gegen Ende meiner Kantizeit konnten wir noch ein Gespräch mit Herrn Alfred Stricker im Regierungsgebäude in Herisau führen, was mich sehr für die Politik motiviert hat.
Für mich war der Auslöser einer Partei beizutreten, dass ich solche Diskussionen weiterführen kann und mich irgendwie in unserer Schweiz einbringen kann. Ich habe die Parolen und Positionen bei verschiedenen Parteien mit meinen eigenen Werten verglichen und da die meisten mit der Jungen Mitte übereinstimmen, habe ich mich für diese Partei entschieden.
Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?
Ich würde der Jungen Mitte eine 5.5 geben, weil es natürlich immer Parolen gibt, mit denen ich nicht einverstanden bin. Das Schöne an der Mitte ist aber, dass sie rechts und links zusammenbringt und so fast immer meine Meinung dabei ist.
Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?
Ich glaube diese Note ist sowieso fast perfekt, aber wenn man noch ein «Tüpflischisser» sein darf, würde ich mir wünschen, dass sich die Junge Mitte mehr für die Gesundheitsförderung, bzw. die Krankheitsprävention, einsetzen würde und zum Beispiel bei einem Tabakwerbeverbot die Ja-Parole fasst.
Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir auf die Gesundheit nachfolgender Generationen schauen. Das beinhaltet nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die mentale. Da setzt sich die Junge Mitte bereits ein, was ich sehr gut finde.
Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?
Momentan ist es für mich ein Hobby, aber vielleicht ändert sich dies nach meinem Studium noch.
Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?
Ja, das mache ich gerne. Ich glaube so lernt man am besten, wie man argumentieren kann. Natürlich will ich damit keinen Streit anfangen, aber es ist schön, wenn man anderen Leuten etwas zum Nachdenken gibt oder selbst eine völlig neue Sichtweise kennenlernt.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?
Ich finde das nicht schlimm, man lernt ja mit 20 Jahren noch viel dazu und muss akzeptieren können, dass man nicht immer recht haben kann. Natürlich nervt es mich manchmal, wenn ich all meine Energie in ein Thema gesteckt habe und ich später merke, dass ich völlig falsch lag. Es nervt mich dann aber mehr wegen der aufgewendeten Energie und nicht, weil ich falsch lag.
Möchten Sie eine neue Bekanntschaft in erster Linie von Ihren Qualitäten oder von Ihrer politischen Stossrichtung überzeugen?
Definitiv von meinen Qualitäten und meiner Persönlichkeit, aber wenn man mich besser kennenlernt, lernt man automatisch auch meine politische Meinung kennen.
Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?
Ich hätte mir gewünscht, dass das CO2-Gesetz angenommen wird, auch wenn es natürlich für jeden gewisse Einschränkungen gegeben hätte. Ich finde es wichtig, dass wir für kommende Generationen einen Planeten hinterlassen, auf dem es sich zu leben lohnt. Dass das Ergebnis aber sehr knapp war, freut mich, denn das zeigt, dass viele Schweizer bereit sind, Einschränkungen für die Umwelt in Kauf zu nehmen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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