Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Franziska Steiner-Kaufmann (*1992), Mitte-Politikerin aus Gommiswald.
Zivilstand: verheiratet
Ausbildung/Beruf: Primarlehrerin & Schulleiterin; Bäuerin mit eidg. FA
Partei und Funktion: Die Mitte, Kantonsrätin SG
In der Partei seit: 2019
Hobbies: Die bäuerlichen Tätigkeiten bilden einen zentralen Ausgleich zu Beruf und Politik, Hobby wäre dann aber schon nicht ganz der richtige Begriff. Da gehören dann wohl eher das Kochen, Lesen und Radio hören hinzu.
An der Delegiertenversammlung vom 31. August 2022 wird Die Mitte Kanton St.Gallen das Präsidium neu besetzen. Patrick Dürr tritt auf diesen Zeitpunkt hin zurück. Die Findungskommission gibt nun ihren Vorschlag bekannt: Sie empfiehlt Franziska Steiner-Kaufmann zur Wahl. Hier erfahren Sie mehr darüber.
Hätten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der sich heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?
Ich bin in einer politisch interessierten Familie aufgewachsen, doch wählen wir drei Geschwister heute alle eine andere Partei. Mein Vater war aber in der damaligen CVP als Gemeinderat aktiv und kandidierte auch für den Kantonsrat. Er war im Ortsparteivorstand. Als Jugendliche habe ich ihm jeweils seine Handnotizen in ein ordentliches Protokoll verschriftlicht – so hatte ich schon früh Berührungspunkte zu meiner jetzigen Partei.
Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?
In der Wahlnacht Trump/Clinton habe ich den Wecker gestellt und traute meinen Augen und Ohren nicht, als ich die sich anbahnende Wahl von Trump zur Kenntnis nehmen musste. In der darauffolgenden Zeit erstarkten auch andere politisch extreme Kräfte in anderen Ländern. Dies festigte in mir die Überzeugung, dass es wichtig ist, sich pragmatisch und lösungsorientiert, um die Herausforderungen unserer Zeit zu kümmern.
Generell bin ich der Meinung, dass jeder einzelne und jede einzelne von uns seine eigenen Fähigkeiten zum Wohle der Gesellschaft einsetzen soll. Ich leistete meinen Teil diesbezüglich früher in Vereinen und heute in der Politik.
Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?
In der Lösungsorientierung eine 6.
In der Vermarktung eine 5.
Im Durchschnitt also eine gute 5.5.
Was benötigt es, damit diese Bewertung dereinst noch besser ausfällt?
Da wir keine Polpartei sind, liegt es in der Natur unserer Politik, dass es etwas anspruchsvoller ist, unsere Lösungen einfach und knackig zu vermarkten. Hier müssen wir noch besser werden. Und auch etwas frecher.
Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Meine politischen Schwerpunkte liegen in der Bildungs- und Familienpolitik.
Bei ersterem setze ich mich für gute Arbeitsbedingungen für Lehrpersonen und aber auch für die Chancengleichheit der Kinder ein. Letzteres auch um die zahlreichen Therapiemassnahmen bei Kindern zu minimieren.
In der Familienpolitik ist mir eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Herzensangelegenheit. Weiter sind mir landwirtschaftliche Themen als Bäuerin ein grosses Anliegen, hier liegen aber die grossen Hebel nicht auf der kantonalen Stufe.
Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?
Etwas kühn hoffe ich darauf, mich dereinst mal in der parteiinternen Vereinigung «Die Mitte 60+» mit meinen bis dahin gesammelten politischen Erfahrungen für einen gelungen Generationendialog einsetzen zu können.
Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?
Nein, das übernehmen zwecks Unterhaltungswert wohl eher andere am Familientisch oder im Freundeskreis. Das heisst aber nicht, dass ich nicht für meine Überzeugungen auch sehr beherzt einstehen kann.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?
In der Politik gibt es nicht richtig und falsch. Es gibt nur Blockaden und Lösungen. Ich ärgere mich ob Blockaden und freue mich über Lösungen. Beides kann Antrieb für das politische Tun sein.
Stichwort «Diversität»: Gibt es einen Film, den Sie mögen, obwohl er bei dieser Thematik gegen einige Grundsätze verstösst?
Da kommt mir spontan «Schällenursli» in den Sinn, welchen ich als Film, aber vor allem als Bilderbuch sehr mag.
Möchten Sie eine neue Bekanntschaft in erster Linie von Ihren Qualitäten oder von Ihrer politischen Stossrichtung überzeugen?
Gerade im Kantonsrat lernt man über die Parteigrenzen hinaus viele tolle, engagierte und clevere Menschen kennen, deren Bekanntschaften ich trotz oder gar wegen unterschiedlicher Parteifarbe nicht missen wollen würde.
Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?
Zwei Themen:
1.) Dass im Jahr 2020 das revidierte Jagdgesetz vom Volk abgelehnt wurde, empfand ich damals und heute erst Recht als ein Fehler. Die Problematik rund um den Wolf ist für die Landwirtschaft eine existenzielle Herausforderung.
2.) Der Kanton Zürich hat jüngst die Elternzeit abgelehnt. Die ideologisch geprägte Forderung von 36 Wochen fand ich zwar völlig überzogen. Aber ich bin klar der Meinung, dass es hier national bald eine gesellschaftsfreundliche aber wirtschaftsnahe Lösung braucht.
Welche Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?
Das beantworten dieser Medienanfrage.
Die Vorbereitung auf die kommende vorberatende Kommission.
Und welche Punkte stehen auf der privaten Liste?
Das Taufgeschenk für meinen jüngsten Gottibueb möchte ich bald gebastelt haben.
Nachdem wir kürzlich den vierten Hochzeitstag feiern durften, wäre es wohl bald mal an der Zeit das Hochzeitsfotoalbum zu erstellen..!
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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